Etwas Erleichterung für LTE-Nutzer

Wer auf dem Land lebt – oder auch nur im falschen Vorort oder in der falschen Straße einer größeren Stadt – kennt das Problem: Internet ist per DSL nur mit Minimalgeschwindigkeit möglich, Kabelanschluss liegt nirgends. Einzige Alternative ist dann oft LTE.

Long Term Evolution, kurz LTE, ist eine Mobilfunktechnik, die von Regierung und Telekommunikationsunternehmen als heiliger Gral der Breitbandversorgung angesehen wird. An sich klingt LTE auch wirklich klasse: Bis zu 150 Megabit pro Sekunde sollen machbar sein, die Funkmasten haben eine deutlich höhere Reichweite als bei UMTS, Breitband für Jedermann! Yay!

Einschränkungen gibt es dennoch. Die 150 MBit/sek verteilen sich auf alle Nutzer der Funkzelle, wenn also zu viele Leute gleichzeitig surfen wollen wirds langsam. An den Rändern der Abdeckung wirds dann auch oft wackelig mit dem Empfang. Aber all das und auch der gegenüber Festnetz deutlich höhere Preis sind noch hinnehmbare Punkte. Störend ist nur eines, die Volumendrossel (jetzt bitte vor dem inneren Auge ein Gewitter mit Donner und Blitzen vorstellen).

So gibt es bei der Telekom je nach Vertrag („Call&Surf via Funk S/M/L“) 10, 15 oder 30 Gigabyte im Monat als flottes Datenvolumen. Anschließend drosselt das Unternehmen auf unzeitgemäße 384 Kilobit pro Sekunde. Und zwar durch massiven Paketverlust, also so ähnlich wie Hermes und DHL. Die 30 Gigabyte im größten und teuersten Vertrag (immerhin gut doppelt so teuer wie ein vergleichbarer Festnetzanschluss ohne Drosselung) sind bei modern lebenden Menschen nach wenigen Tagen verbraucht. Wer ab und an via Steam ein Spiel kauft, kann sich schon nach wenigen Minuten von seiner schnellen Leitung verabschieden. Willkommen Max Payne 3, goodbye Surfen. 

Die Drosselung ist also eher mit dem Dealer am Bahnhof vergleichbar. Mit diesen schmierigen Typen, die „mal zum Probieren“ ein paar Krümelchen toller Substanzen abgeben. Klar dass man dann angefixt ist und mehr will.

Dieses „mehr“ verkauft die Telekom natürlich auch, es nennt sich „SpeedOn“. Per SpeedOn lassen sich für bescheidene 14,99 Euro satte 10 Gigabyte hinzubuchen um die Volumendrossel (Gewitter!) wieder zu verscheuchen. Wer Sarkasmus in diesen Worten findet, darf ihn gerne behalten.

Doch jetzt kommt die in der Überschrift angesprochene Erleichterung: Die Telekom hat eingelenkt und in einem Workshop mit „Betroffenen“ eine durchaus praktische Neuerung erarbeitet. Die SpeedOn-Zusatzvolumina werden ab morgen den 07.08.2014 nicht mehr pauschal 10 Gigabyte betragen sondern nach Vertrag gestaffelt auch größer ausfallen. 

Wer im S-Vertrag hängt, bekommt weiterhin nur 10 Gigabyte für 14,99 Euro. Nutzer eines M-Vertrages können sich über 15 Gigabyte und die reichen L-Vertragskunden sogar über 30 Gigabyte für je 14,99 Euro freuen. 

Das ist für Call&Surf via Funk-Nutzer tatsächlich eine gute Nachricht. Dennoch würde ich mir eine deutlich drastischere Lösung wünschen. Wer auf dem Lande auf LTE angewiesen ist, der schließt den Vertrag nicht wegen der 50, 100 oder 150 Megabit pro Sekunde ab. Das macht niemand, der den Vertrag gelesen und verstanden hat. Immerhin gibts Fullspeed ja eh nur für wenige Minuten im Monat. Wer stationäres LTE kauft hat also entweder den Vertrag nicht gelesen, ihn nicht verstanden oder ist tatsächlich auf LTE als DSL-Ersatz angewiesen. Ich wage zu behaupten: Das sind die meisten LTE-Kunden.

Warum also nicht einen Tarif mit 8 oder 16 Megabit anbieten, bei dem dann beispielsweise 300 Gigabyte Inklusivvolumen dabei sind? Diese 300 Gigabyte verteilen sich dann aufgrund der gemäßigteren Geschwindigkeit sicherlich besser auf den ganzen Monat als die aktuellen Highspeed-Minivolumen. Mit denen surfen am Monatsanfang (ja, bei der Telekom gibts nur einen Abrechnungsbeginn zum Monatsanfang) alle furchtbar schnell, während die Masten am Monatsende nur von ein paar spendierfreudigen SpeedOn-Nutzern ausgelastet werden. 

Sicher, noch besser wäre es, die unsägliche Volumendrossel ganz abzuschaffen. Ich bin aber Realist genug um zu wissen, dass das bei LTE kaum sinnvoll möglich ist. 

Und wenn jetzt jemand den netten Tip „Nutz doch Satelliten-Internet, das ist auch schnell und ungedrosselt“ loswerden möchte: Nutz du es doch bevor du es anderen Leuten ans Herz legst. Anschließend wirst du keine Werbung mehr dafür machen, versprochen 😉 . 

 

tl;dr: Call&Surf via Funk bietet jetzt mehr Volumen zum Dazukaufen. Juhu! Scheiße bleibt das Angebot trotzdem. Yay!

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