Lebensmittel liefern lassen – Rewe-Online im Selbsttest

Es ist Frühjahr und im Haushalt des Computerfuzzis regieren die Viren. Natürlich nicht die Computerviren, gegen die gibt es ja wirksame Mittel. Aktuell ist es die Grippe, die seit über einer Woche alle vier Familienmitglieder zu zitternden und schwitzenden Untoten verwandelt hält. Da der Computerfuzzi-Haushalt zudem aber auch noch arg abseits der zivilisatorischen Errungenschaften (aka „Supermarkt“) liegt, wird es nach einiger Quarantänezeit knifflig mit der Nahrungsbeschaffung.

Ein idealer Zeitpunkt also, um einmal einen Lebensmittel-Lieferdienst auszuprobieren. Im Nachbarort residiert eine Rewe-Filiale, bei der wir zwar sonst nur eher selten einkaufen, die aber via Rewe-Online einen Lieferdienst mit Online-Bestellung anbietet. Mutig voran, als Neukunde spart man sich zudem die Versandkosten bei der ersten Bestellung und etwas zu Beißen und zum Trinken muss dringend her. Ich habe mich also durch das Bestellsystem gekämpft und eine knapp 50 Euro teure Bestellung mit wichtigen Dingen zusammengestellt. Das war am Sonntag.

Bereits von anderen Nutzern gewarnt habe ich auf frisches Fleisch und andere schnell verderbliche Dinge lieber verzichtet – das passte ganz gut, da ich die Qualität des frischen Fleisches dort eh nie sehr beeindruckend fand. Ansonsten gibt es viele „Basics“ wie Toastbrot, Gemüse, Getränke aber auch TK-Waren wie Vanilleeis (irgendwann ist man ja wieder gesund). Auch kniffliger zu transportierende Dinge wie Eier standen auf der Bestellliste.

Wenig flexibler und langsamer Shop

Wirklich flott ging mir diese Bestellung nicht von der Hand. Zwar lassen sich Einkaufslisten importieren, ich habe mich aber von Hand durch unzählige Seiten mit hübsch fotografierten Lebensmitteln geklickt. Diese sind sortiert nach Kategorien, was die Auswahl etwas erleichtert. Allerdings ist die Performance des Shops nicht perfekt – gerade auf meinem ebenfalls etwas angeschlagenen Notebook zieht sich die Bedienung schon etwas träge vor sich hin.

Irgendwann waren alle Wunschartikel im Einkaufskorb, es konnte also ans Bestellen gehen. Der Shop fragt zuerst nach einem Liefertermin. Ärgerlich: Der folgende Montag steht nicht zur Auswahl, frühstens am Dienstag wäre ein Termin frei. Der Zeitpunkt selbst lässt sich nicht wirklich sinnvoll eingrenzen, zwischen 14.30h und 22.00h solle ich mich doch bitte persönlich bereit halten um die Lebensmittel in Empfang zu nehmen. Das sind Zeitansagen, wie ich sie sonst von Telekom-Technikern kenne – nicht sehr alltagstauglich. Was, wenn ich nun außer Haus arbeiten würde und einen Liefertermin in den Abendstunden benötige? Keine Chance.

Bezahlt wird übrigens erst bei Lieferung. Allerdings nicht bar sondern via Überweisung, Rechnung, Paypal, Kreditkarte – Rewe verspricht erst abzubuchen, wenn die Lieferung vorgenommen wurde. Da meine Bestellung einige Getränke enthält, wird zudem ein „Getränkekisten-Aufpreis“ erhoben – auch wenn keine Kiste dabei ist sondern nur ein Träger stilles Wasser und einer mit Apfelsaft sowie ein paar einzelne Flaschen. Aber ok, kein Problem, 1,50 Euro sind nicht die Welt.

Apropos Kosten: Die Preise liegen beim Onlineshopping gefühlt etwas über den Ladenpreisen, gravierend sind mir die Unterschiede aber nicht aufgefallen. Ärgerlicher ist dann schon, dass nicht lieferbare Produkte nicht direkt bei der Auswahl angezeigt werden sondern erst nach dem Beenden der Bestellung. Immerhin bietet das Shopsystem Alternativen, die sich bequem anwählen lassen.

Bestellung fertig, bitte warten

Nun heißt es warten. Am Montag kam mir in den Sinn, dass ein Beutel Mandarinen ein netter Vitaminspender wäre. Eine an Rewe-Online geschickte Mail mit der Frage, ob sich die Bestellung nachträglich noch anpassen ließe, wurde bislang übrigens nicht beantwortet. Dafür kam im Laufe des Tages eine Mail mit den fast schon bedrohlich klingenden Worten: „morgen ist es soweit: Ihre Bestellung wird geliefert. Bitte seien Sie im vereinbarten Lieferzeitraum zu Hause.
Sollten Sie verhindert sein, stornieren Sie bitte unverzüglich Ihre Bestellung oder melden Sie sich beim Kundenservice.“
Ich kann mir nicht helfen aber der Satz „stornieren Sie bitte unverzüglich Ihre Bestellung“ klingt nicht freundlich sondern aggressiv. Sehr nach dem Motto „Wenn Sie wie die meisten anderen zu dumm sind die paar Stunden im Haus zu sein, dann verpissen Sie sich doch einfach“.
Freundlicherweise war in dieser Mail aber auch in Hinweis versteckt, dass sich die Bestellung noch ändern (oder stornieren, sie wollen doch stornieren oder? Stornieren Sie mal lieber!) lässt. Ich habe also versucht, einen Beutel Südfrüchte hinzuzufügen. Nach einer Viertelstunde mit einem lahmen Shopsystem habe ich aufgegeben. Warum? Weil es nicht damit getan ist, das zusätzliche Produkt einzufügen und „ok, passt so“ anzuklicken. Nein, ich muss erneut meine Adresse bestätigen, muss den Liefertermin erneut bestätigen, muss die Zahlungsart neu wählen und mich dann (als Paypal-Nutzer) auch neu bei Paypal einloggen und die neue Endsumme bestätigen. Da habe ich dann abgebrochen, da ich ein wenig Sorge habe, am Ende zwei Rechnungen zu zahlen. Es mangel dem Shop in diesem Punkt massiv an Transparenz. Nutzbarkeit und, tadaa, Performance.

Gespanntes Warten

Der Liefertag ist gekommen, seit 14.30h lauert jemand im Erdgeschoss um den Lieferanten nicht zu verpassen. Nicht, dass Rewe uns noch einen Pferdekopf ins Bett legt weil wir nicht rechtzeitig geöffnet und die Bestellung NICHT STORNIERT!!! haben. Jetzt zeigt sich: „Zwischen 14.30 und 22.00“ ist eine seeeeeehr sehr vage Zeitangabe. Wahrscheinlich haben viele Kunden die Tür aufgrund eines Schwächeanfalles nicht öffnen können, immerhin wartet man ja auf Lebensmittel, die den Kreislauf stützen sollen. Hätten sie mal besser storniert, mir tun die Pferde ja immer leid.

Der Bote erschien dann um 18 Uhr, eine durchaus vertretbare Zeit. In seinem Wagen sammelte er offenbar meine Bestellungen zusammen um sie in Tüten gesteckt vor meiner Tür zu deponieren. Aus Erfahrung mit dem Hermes-Boten hatte ich etwas Furcht, er würde kommentarlos wieder verschwinden, allerdings wollte die Lieferung noch quittiert werden. Bei der Gelegenheit erklärte mir der Fahrer, dass sie zwei Ersatzprodukte für mich ausgewählt haben, da die bestellten Sachen nicht verfügbar waren. Nun gut, warum gebe ich eigentlich meine Telefonnummer an, wenn man bei Änderungen lieber mutwillig vorgeht anstatt kurz mal nachzufragen? Auch eine Mail wäre ja nett. So hat er den Joghurt halt wieder mitnehmen dürfen – ich brauche die auch im Laden immer als letztes verkauften unbeliebten Sorten auch nicht hier im Hause.

Frische und Qualität

Die Lieferung sollte im Beisein des Fahrers kontrolliert werden, nur so können schadhafte oder fehlerhaft gelieferte Produkte direkt wieder mitgegeben werden. Berechnet werden diese dann übrigens auch nicht – selbstverständlich eigentlich aber ich finde es trotzdem erwähnenswert. Ich hätte diesen Rat selbst etwas ernster nehmen sollen. Nach dem Einräumen der Bestellungen zeigten sich dann nämlich doch noch einige Mängel, die ich Rewe eigentlich nicht hätte durchgehen lassen wollen.

Die bestellte Gurke beispielsweise ist alt und labberig. Im Laden würde niemand ein solches Stück kaufen – der Lieferkunde kann es sich ja nicht aussuchen. Und wenn die Gurke halt schon mal da ist und sich vielleicht sogar jemand in der Familie darauf freut, dann verzeiht man Kleinigkeiten ja vielleicht. So denkt man offenbar bei Rewe.

Dann sind da noch ein paar Missverständnisse aufgrund fehlerhafter Produktbilder. Wenn ich Rispentomaten suche und auf dem Bild Mini-Rispentomaten zu sehen sind, dann erwarte ich auch, diese kleinen Tomaten geliefert zu bekommen. Hier kamen große Tomaten an, mit denen ich beim geplanten Essen nur wenig anfangen kann. Kein Beinbruch, dennoch sollten Abbildung und Produkt besser übereinstimmen.

Ein Schokopudding muss zudem einen verhängnisvollen Zusammenstoß mit einem anderen Teil aus der Tragetasche gemacht haben, ich tippe auf die Milch. Jedenfalls war ein Loch im Becher des Puddings und der Tüteninhalt war sehr sehr schokoladig. Ich würde sagen, das ist passiert, als wir die Tüte ins Haus getragen haben, war also unser Fehler. Aber: Hätte der Fahrer die Tüte besser gepackt, wäre so etwas nicht passiert. Schwere Milchflaschen auf fragile Plastikbecher voller Pudding stellen ist halt keine kluge Idee.

Fleisch habe ich nicht bestellt, ich erwähnte es bereits. Angesichts der Gurkenqualität bin ich schon sehr froh. Auch deshalb weil der Fahrer seit 14.30h (laut Packliste) mit den Sachen unterwegs ist (warum werden die Sachen eigentlich nicht umweltschonend aus einer nahegelegenen Filiale geliefert, warum muss es aus einem Markt in der 30 Kilometer entfernten Großstadt sein?) und ich nicht kontrollieren kann, wie ernst der Fahrer die Kühlkette nimmt. Immerhin: Die gelieferten TK-Sachen waren noch kalt.

Würde ich erneut bei Rewe Online Lebensmittel bestellen?

Jein. Es ist ein toller Service, gerade für uns Landeier ohne Supermarkt in der Nähe. Im Alltag ist Einkaufen zwar kein Problem, wenn aber alle krank sind und niemand schnell mal losfahren kann, ist ein Lieferdienst als Notlösung schon hilfreich. Vor allem, weil dem Nutzer so ein wirklich großes Sortiment zur Verfügung steht.

An Details muss Rewe aber noch kräftig arbeiten. Die Webseite sollte etwas flotter arbeiten und übersichtlicher werden. Was spricht gegen Barzahlung bei Übergabe der Lebensmittel? Der Tonfall in der Erinnerungsmail war für mein Empfinden eher unfreundlich. Bestelländerungen sollten einfacher vorgenommen werden können. Und der Service sollte sich bei Fragen doch bitteschön VOR der Auslieferung melden. Ach ja, und wenn ich schon eine Telefonnummer hinterlege: Nutzt sie doch bitte auch wenn ihr schon Änderungen an meiner Bestellung vornehmen müsst. Ich habe ja kein Problem, wenn spontan ein Artikel nicht lieferbar ist. Aber einfach etwas komplett anderes stattdessen zu liefern, das muss nicht sein.

2 comments so far

  1. digitreo on

    Interessant, dass Rewe in Österreich hier offenbar schon weiter ist. Bei Billa kann man 3-Stunden Zeitfenster wählen. Hättest du am Sonntag bestellt, hätte man die Lieferung Montag 15-18 Uhr oder 18-21 Uhr zugestellt. Das spätere Zeitfenster wäre sogar bei Bestellung am Montag bis 10 Uhr noch verfügbar gewesen. Die Preise sind ident mit denen im Geschäft, sogar Aktionen und Rabattsammler etc. sind Online wie Offline gleich (bzw. gibt es sogar Online-Specials). Auch kann man auswählen, die Ware bei Lieferung Bar oder mit Karte zu bezahlen. Aufpreis für Getränke gibt es nicht. Ich hatte noch nie schlechte Ware, auch nicht bei Obst & Gemüse. Man bekommt die Ware nicht in Tüten, sondern der Zusteller kommt mit Sackkarre und man kann die Lebensmittel direkt von den Transportboxen in den Kühlschrank räumen. Das Problem mit den Ersatzartikeln gibt es theoretisch, kommt aber sehr selten vor. Meist war alles was im Shop angeboten wird auf Lager.

    • Dennis on

      Ich denke mal, es könnte hier auch damit zusammenhängen, dass der Computerfuzzi-Haushalt recht weit außerhalb liegt. Würde die Lieferung dezentral vom nächsten Markt ausgehen, wäre wohl mehr Flexibilität drin. Oder würde man in der Stadt wohnen. Allerdings sehe ich so eine Liefermöglichkeit ja gerade für die Landbewohner – wer jedes mal fünf bis zehn Kilometer zum nächsten Supermarkt fahren muss, freut sich doch bestimmt eher über eine solche Lieferoption als derjenige, der nur kurz über die Straße muss. Klar, dabei lasse ich jetzt mal Alte und Gebrechliche außen vor. Nur so generell halt..


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