Samsung Gear 360 – Rundumkamera im Test

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Was bringt die tollste VR-Hardware ohne ebenso tolle Inhalte? Das Internet beweist: Selbst machen ist im Trend. Einfach zu gestaltende VR-Inhalte lassen sich beispielsweise mit der Gear 360 erzeugen, einer 360-Grad-Kamera von Samsung. Diese erzeugt Rundumbilder und -fotos auf Knopfdruck. Diese lassen sich dann entweder bei Facebook teilen (wo Smartphonenutzer sich durch Bewegungen des Telefons in der Szene umsehen können, am PC funktioniert das per Maus) oder eben mit einem VR-Headset betrachten.

Angesichts der hier versammelten Samsung-Hardware könnte man meinen ich wäre Fan des Unternehmens. Nicht ganz, ich kritisiere viele Entscheidungen von Samsung und schüttle mitunter auch kräftig den Kopf (wir haben hier ein quasi unbenutzbar lahmes aber trotzdem recht aktuelles Tablet..). Allerdings sollte man als Käufer der Gear 360 auch ein wenig Samsung-Hardware im Haus haben: Die Kamera-App funktioniert nur in Verbindung mit dem Galaxy S6 (edge) und S7 (edge) sowie IMO dem Note. Das Programm übernimmt die Inhalte von der Speicherkarte in der Kamera (kabellos per Bluetooth oder WiFi Direct) und übernimmt das Zusammenschneiden der bei 360-Grad-Inhalten entstehenden Schnittkanten (Stitching). Und das braucht Leistung, ebenso wie die Live-Vorschau der beiden Kamerabilder via Smartphone. Das S6 fühlt sich dabei schon deutlich weniger flüssig an als das S7.

Eine Speicherkarte (ich nutze ein Modell mit 64 GByte, es lohnt sich eine Karte mit vernünftiger Geschwindigkeit zu wählen) ist Pflicht, leider liegt keine der Kamera bei. Eigenen Speicher besitzt die Kamera nicht, direkt auf dem Smartphone speichern ist ebenfalls nicht möglich: Ohne Micro-SD-Karte macht die Kamera keinen Mucks. Ärgerlich.

Fotos und Videos erstellt die Kamera mit zwei Weitwinkelobjektiven, die je 180 Grad abdecken. Mit zwei mal 15 Megapixeln fällt die Fotoauflösung angenehm hoch aus, beachtlich angesichts der Preisklasse von unter 400 Euro. Videos werden rundum mit 4K-Auflösung gespeichert. Das klingt nach viel, da bei einer 360-Grad-Aufnahme aber deutlich mehr Inhalt gespeichert werden muss als bei einem 16:9-Shot wirken Videos zumindest in Verbindung mit VR sehr verwaschen und ungenau. Fotos bieten schon deutlich mehr Qualität, hier sind auch Details zu erkennen die beim Video im Pixelmatsch absaufen. Dafür fehlt den Fotos natürlich der Ton, schade bei Naturaufnahmen, wo das Vogelgezwitscher die Szene abrundet. Oder eben den grünen Matsch mit dunkelgrünem Matsch im Hintergrund beim Video. Zugegeben, das ist etwas übertrieben, ganz so schlimm ist es nicht. Dennoch erinnern mich VR-Videoausflüge mit Gear-360-Videos immer an einen Ausflug in Zeiten von Vollbilddarstellungen alter Windows-3.11-Briefmarkenvideos. Immer noch übertrieben? OK: VHS auf einem 50″-Fernseher.

Aber auch Fotos sind faszinierend. Übrigens auch und gerade für Familienfotos. Aus dem einfachen Grund, dass nicht nur ein Ausschnitt sondern die ganze Szene eingefangen wird – und das sogar mit nachvollziehbaren Größenverhältnissen. Der Garten der Großeltern ist in 360 Grad tatsächlich zu erleben. Die Kinder lassen sich in ihrer aktuellen Größe aufnehmen, ein Spaß wenn der Nachwuchs erst einmal in der Pubertät steckt und sich dann selbst ansehen kann wie winzig er mal war. Hochzeitsaufnahmen auf denen wirklich alle Besucher ohne stundenlanges Dirigieren des Fotografen zu sehen sind. Die Atmosphäre einer Feier – die Einsatzmöglichkeiten sind gigantisch und es bringt viel Spaß damit zu experimentieren.

Die Live-Ansicht auf dem Telefon kann die beiden Ansichten gleichzeitig darstellen, die Reichweite zum Smartphone ist durch die Funkverbindung begrenzt. Wenn nicht einiges an Deckung in der Nähe ist wird der Fotograf daher aus Gründen der Reichweite meistens mit im Bild zu finden sein. Dafür funktioniert der Verbindungsaufbau schnell und bequem, auf Wunsch auch per NFC. Die Kamera nutzt übrigens einen wechselbaren Akku, der bei aktiver Funkverbindung aber nur 3-4 Stunden durchhält. Geladen wird per Micro-USB, während des Ladens ist aber die Live-Ansicht auf dem Telefon nicht verfügbar. Die Kamera lässt sich auch ohne Telefon nutzen, es sollte aber ein Timer für die Aufnahme eingestellt sein, damit nicht immer der Fotograf die Hälfte des Bildes einnimmt – meistens verzweifelnd in Deckung hechtend übrigens.

Praktisch ist das beiliegende Dreibein: Es gibt der Kamera für die ersten Gehversuche genug Stand und eignet sich zusammengeklappt hervorragend als Handgriff. Schraubt man es ab offenbart sich ein Stativgewinde. Ins Wasser fallen darf die Kamera übrigens nicht, wohl aber nass werden: Samsung zertifiziert sie nach IP53, geschützt vor Spritzwasser und Staub.

Ich würde die Samsungs Gear 360 unter Vorbehalt durchaus empfehlen. Aber nur als Rundum-Fotokamera, nicht als Videokamera. Dafür ist die Auflösung und damit die Bildqualität noch viel zu gering. Als Zusatzanschaffung zur Gear 360 ist auf jeden Fall eine Speicherkarte einzuplanen. Und, durchaus nützlich, die Gear VR um die Rundum-Aufnahmen auch adäquat betrachten zu können.

1 comment so far

  1. Jolyn on

    If not for your writing this topic could be very cootvluned and oblique.


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